Java, Indonesien

By In Far Away

Die aufgehende Sonne zerschießt die letzten Nebelfetzen und kreiert gespenstische Spots auf die über 200 vergessenen Tempel. Indonesiens größte hinduistische Tempelanlage, Prambanan, sollte man sich für den frühen Morgen reservieren.Und das heißt auf Java 5.30 Uhr!

Dann ist dieser magische Ort noch weitgehend befreit von Tagestouristen und bettelnden Straßenverkäufern. Nicht der einzige wertvolle Ratschlag von Sri, unserer ausgezeichneten Führerin, die uns während der Tage in Yogyakarta begleitet. Ohnehin ist dies die bequemste Art, die indonesische Hauptinsel zu erkunden. Chauffeur und Guide führen dich nicht nur durch das Verkehrschaos aus Rostkarossen, knatternden Mofas und Eselkarren, sondern vermitteln auch noch den geschichtlichen und religiösen Background, um die Mythenwelt Javas vor dem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen. 4 Tage Landschaft und Kultur sind ein schöner Kontrast zur etwas glattgespülten Nachbarinsel Bali.

Prambanan_Java_turnagain

Doch zurück nach Prambanan, wo das schwere Erdbeben aus dem Jahr 2006 ganze Arbeit geleistet hat. Einige Bauten sind noch immer abgesperrt und Trümmerfriedhöfe ehemaliger Tempel sorgen für Chaos in der einstigen Symmetrie. Dennoch hinterlassen die über 200 Einzeltempel einen bleibenden Eindruck. Jede Figur ist ein Symbol, hat eine Bedeutung, steht für eine Geschichte. Sri weiß einfach alles und ich verliere bereits nach 5 Minuten den Überblick. Garuda, Shiva, Wischnu, wer, wann, wieso, warum. Spannend, aber einfach too much. Also streife ich alleine durch die Anlage und stehe immer wieder als Fotomotiv für die nun zahlreich strömenden einheimischen Touristen zur Verfügung. Hier wird man schnell zum Star. Prambanan selbst befindet sich in einem weitläufigen Park, zu dem auch noch die Tempel Lumbung und Sewu gehören. Alles schön verbunden durch eine kleine Touristenbahn. Insgesamt ein bleibendes Erlebnis, auch wenn der Komplex sehr touristisch aufgebaut ist mit seinen Parkplätzen und Touristenmärkten. Besser nicht anquatschen lassen, auch nicht von den selbsternannten Guides. Eintritt ca. 15 €.

Prambanan, Java, Indonesia
Nur 55 Kilometer entfernt liegt das UNESCO Weltkulturerbe Borobudur, was mich noch deutlich mehr beeindruckt als Prambanan. Die kolossale Tempelpyramide ragt gut sichtbar aus dem umgebenden Dschungel auf. Genauso spannend wie die Lage, ist auch die Geschichte dahinter, denn der buddhistische Tempel wurde bereits um 750 n.Chr. gebaut, geriet dann für etwa 1.000 Jahre in Vergessenheit, um erst 1814 wieder entdeckt zu werden. Ab 1980 lässt sich die Anlage in der heutigen restaurierten Verfassung bewundern. Für den perfekten Blick heißt es nun 9 Stockwerke hochkraxeln. Doch die Aussicht über die perforierten Stupas mit ihren Buddha Statuen und das Kedu-Tal ist atemberaubend. Das Ganze für 18 €. Und hier bitte Zeit nehmen und genießen.

Borobudur_Java_turnagain
Guter Ausgangspunkt für beide Anlagen ist die Universitätsstadt Yogyakarta. Hier findet jeder sein Hotel und kann auf eigene Faust durch die Straßen schlendern oder besser noch von einem Rikscha Boy gefahren werden. Das macht sehr viel Spaß und die Jungs liefern sich wahre Rennen. Ganz so viel zu sehen gibt es leider nicht, deshalb möchte ich euch nur den Kraton, Sultanspalast, ans Herz legen. Er ist so etwas wie das Zentrum der Stadt und hat mit dem anliegenden Restaurant Bale Raos, auch direkt den idealen Platz für Lunch bis Dinner.

Yogyakarta_Java_turnagain

Für mich geht die Reise bereits am nächsten Tag weiter. Und zwar mit dem Zug. Erster Klasse, entspricht bei uns der Zweiten Klasse im Regionalexpress, geht es gut 5 Stunden vorbei an kleinen Dörfern und Reisfeldern nach Surabaya. Der Jeep wartet bereits am Bahnhof und fährt uns hinauf nach Probolinggo, einem kleinen Dorf unterhalb des mächtigen Mount Bromo. Hier liegt die Lava View Lodge, die in Reiseberichten als deutlich romantischer beschrieben wird, als sie denn tatsächlich ist. Die Zimmer sind kalt und spartanisch eingerichtet, das Essen so furchtbar, dass mein Dinner aus 3 Gängen der gleichen Tomatensuppe bestand.

Mount_Bromo_Java_turnagain

Aber egal, wir sind hier um den Sonnenaufgang am 2329 Meter hohen Mount Bromo zu erleben. Und so endet die Nacht bereits um 3 Uhr morgens, und der Jeep fährt durch die tiefschwarze Nacht zum Aussichtspunkt Gunung Penanjakan. Auch wenn es noch so früh ist, die Straßenverkäufer sind schon fit und finden reißenden Absatz. Wollmützen und Pullover sind heute Morgen der Renner, denn es ist bitterkalt im Bromo-Tengger-Semeru Nationalpark. Und das Warten auf die ersten Sonnenstrahlen wird zur Tortur. Doch die Erlösung ist danach umso gewaltiger. Plötzlich wird die Mondlandschaft in ein Farbspektakel aus Orange, Grün und Braun getaucht.

Mount_Bromo_Java_turnagain

Mit klappernden Zähnen genießt man also den ersten Kaffee und schießt Foto um Foto. Doch der Spaß ist noch nicht vorbei, denn es geht hinab in den Krater der gewaltigen Tengger Caldera. Zunächst mit dem Allradfahrzeug, dann weiter mit dem Pferd.

Mount_Bromo_Java_turnagain

 

Vorbei am beeindruckenden Hindu Tempel Pura Luhur Poten, der hier in völliger Einsamkeit den Launen des aktiven Mount Bromo ausgesetzt ist.

Mount_Bromo_Java_turnagain

Schließlich geht es nur noch zu Fuß weiter und zwar auf über 300 Stufen direkt auf den Rand des rauchenden Vulkankegels. Das ist nichts für schwache Nerven, denn der Weg ist an manchen Stellen nur Fußbreit und die Vulkanasche wirkt porös und rutschig. Zudem macht einen der Blick in den tiefen, dampfenden Schlund ziemlich schnell sprachlos. Überall liegen Opfergaben herum, die im Rahmen einer Zeremonie in die Schwefelschwaden geschleudert wurden. Oft nicht weit und tief genug. Und so locken sie Bettler an, die in teils halsbrecherischen Manövern im Krater nach Nahrung oder Wertgegenständen suchen.

Mount_Bromo_Indonesia_turnagain
Ich lasse den Blick ein letztes Mal über die unwirkliche Mondlandschaft kreisen und weiß, dass ich eines Tages wiederkommen werde.

Hier findet ihr meinen Reisebericht über Bali.

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  1. […] Noch mehr Indonesien findet ihr in meinem Bericht über die Nachbarinsel Java. […]

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