Pafuri Camp, Südafrika

By In Far Away

Das Abenteuer Pafuri beginnt für mich schon Wochen bevor ich überhaupt afrikanischen Boden betrete. In München treffe ich Craig Parvess, Marketing Manager von RETURN Africa, der mich mit einer Mischung aus Gelassenheit und verschmitztem Lächeln vorbereitet, auf das, was bald vor mir liegt. „Tankstellen sind rar gesät, also halte deinen Wagen voll. Fahr früh los, nutze den Tag – 300 Kilometer im Kruger klingen nach wenig, aber du weißt nie, was dir über den Weg läuft.“ Und dann dieser letzte Satz, halb Scherz, halb ernst: „Wenn du ein Schild mit No Entrance siehst, dann mach genau das Gegenteil – denn dahinter liegt das Camp.“ Mit einer grob gezeichneten Landkarte in der Hand, verabschiede ich mich von Craig und sehe der Fahrt nach Pafuri mit einer Mischung aus Respekt und Vorfreude entgegen. 

Es ist zehn nach neun, als ich meinen Mietwagen bis zum Anschlag fülle und mich auf den Weg nach Norden mache. Die Straßen sind zunächst erstaunlich gut, bis sich der Asphalt plötzlich in Sand und Schotter auflöst, und ich mit Schrecken an die nächsten Kilometer denke. Doch nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und ich habe wieder Teer unter den vier Reifen. Und außerdem: was sind schon Schlaglöcher, wenn plötzlich eine Zebraherde den Weg kreuzt, Antilopen durchs Buschgras huschen oder ein Elefant gemächlich über die Fahrbahn zieht, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt?

Stunden später, die Sonne steht schon tief, erreiche ich schließlich das Tor zum Makuleke Contractual Park – jenes geheimnisvolle Dreiländereck, wo Südafrika auf Zimbabwe und Mosambik trifft, und dazwischen nichts als pure Wildnis ist.

Und dort, am Ufer des Luvuvhu Rivers, liegen die 19 Zeltsuiten des Pafuri Camps, die sich wie stille Außenposten entlang des Wassers reihen. Verbunden nur durch hölzerne Stege, die sich durch die Ufervegetation schlängeln und über Vegetation und Tieren thronen. Überall huschen Impalas, Warzenschweine und Antilopen herum, und man fühlt sich mittendrin in diesem Paradies, das für die Trockenzeit erstaunlich grün ist.

Meine Suite ist dabei mehr als nur ein Zelt: eher ein luftiges Refugium mit privatem Deck, riesigem Bett und dem Rauschen des Flusses als ständiger Begleiter.

Drinnen erwartet mich authentisches Safari-Ambiente mit einem en-suite Bad, einer Außendusche unter freiem Himmel, während tief unten Elefanten im Wasser schnauben und ein Krokodil auf leichtsinnige Impalas wartet. Man ist eins mit der Natur, mit der Wildnis, mit Afrika selbst.

Das Herz des Camps schlägt unter mächtigen Jackalberry-Bäumen, wo eine Bush-Bar, ein weitläufiges Deck und ein Pool zum Verweilen einladen. Hier werden morgens Kaffee und Rooibos-Tee gereicht, und abends köstliche Mahlzeiten unter dem offenen Himmel serviert, während nachts die Sterne über einem förmlich explodieren. 

Als ich ankomme, begrüßt mich Manager Enos mit fester Stimme und einem warmen Lächeln. „Morgen geht es früh raus“, sagt er, „denn der Busch zeigt sein wahres Gesicht im ersten Licht des Tages.“ Zwei Mal täglich warten Safaris auf mich: mal im offenen Jeep, mal zu Fuß, begleitet von erfahrenen Guides, die Fährten lesen wie in einem Buch und Pflanzen erklären, als wären sie längst alte Freunde.

Jeder Ausflug wird mich in eine andere Region des Parks führen, in ein Land ohne Zäune, grenzenlos verbunden mit dem Kruger Nationalpark. Ich weiß schon jetzt: Die nächsten Tage werden mir Afrika zeigen, wie ich es noch nie gesehen habe. Nicht nur mit den Augen, sondern mit allen Sinnen.

Doch die Wildnis hat ihre eigenen Gesetze. Was am Tag ein unbeschwertes Flanieren über hölzerne Stege ist – begleitet vom Flirren der Hitze und dem Ruf der Vögel – wird bei Einbruch der Dunkelheit zum Abenteuer. Dann begleitet ein Guide jeden Gast sicher zurück zum Zelt, für den Notfall liegt sogar ein Funkgerät bereit – denn Wifi gibt exklusiv nur in der Lobby, gerade stark genug für einen letzten Gruß nach Hause.

Mit jeder Stunde taucht man tiefer ein in die Szenerie. Lauscht, beobachtet – und wird beobachtet. Bald zieht es uns hinaus zu den uralten Affenbrotbäumen, zu den geheimnisvollen Fieberbaumwäldern, zu den Wasserlöchern, an denen Flamingos wie rosafarbene Spiegelbilder in der Dämmerung stehen.

Zebra- und Impalaherden ziehen lautlos vorbei, während ich an meinem Weißwein nippe. Wäre da nicht das Heulen einer Hyäne in der Ferne oder der warnende Schrei eines Affen – man könnte glauben, das Paradies gefunden zu haben. Doch nachts zeigt Afrika sein wahres Gesicht. Was am Tag friedlich scheint, verwandelt sich in eine wilde, ungezähmte Welt.

Für unseren Bushwalk bereitet der Guide sein Gewehr vor – das metallische Klicken hallt wie ein leiser Paukenschlag durch die Stille. „Man weiß nie“, sagt er lächelnd, und wir folgen ihm im Gänsemarsch durch das Buschland am Fluss. Noch nie war ich dem Herzen Afrikas so nah – einer Landschaft, die wirkt wie eine Mischung aus Avatar und dem Garten Eden.

Am nächsten Tag führt uns Hlahla, unser Guide, zu seinen Lieblingsplätzen:
Zum Aussichtspunkt über die imposante Lanner Gorge, wo der Wind nach Wildnis schmeckt und der „Bush Coffee“ – Kaffee mit einem Schuss Amarula – die Seele wärmt.

Später stehen wir am Ufer des mächtigen Limpopo, hören das Rascheln im dichten Busch, sehen Elefanten in Hundertschaften durch die Wälder ziehen, Büffel, die uns neugierig mustern, und ein Stachelschwein, das sich in der Dunkelheit davonstiehlt.

Selten habe ich an einem einzigen Tag so viele Tiere gesehen – und mich zugleich so weit entfernt gefühlt von allem, was Alltag oder Zivilisation bedeuten.

Zurück im Pafuri Camp bleibt kaum Zeit, das Erlebte zu fassen. Schon wartet das herzliche Team – zu 95 % aus Bewohnern der Makuleke-Community – mit dem Abendessen auf dem Deck. Es gibt knusprigen Pork Belly mit Süßkartoffeln, dazu ein Windhoek Lager, später ein Glas Cabernet. Der perfekte Abschluss eines Tages, der sich anfühlt wie eine Liebeserklärung an einen ganzen Kontinent.

Die Zeit im Paradies ist endlich – so wie das Leben selbst. Doch manchmal kann man sie ein wenig austricksen. Und so verschiebe ich die Abfahrt für den nächsten Tag um ein paar Stunden und sehe Hlahla lächeln an. „Bring mich noch einmal zu den Bäumen im Fever Tree Forest“, sage ich. „Dorthin, wo Elefanten friedlich zwischen hohen Gräsern grasen, und der Ruf der Vögel lauter ist als jeder Schrei.“

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